#
Der ungebremste Kauf von Qualzuchten

Der ungebremste Kauf von Qualzuchten

Stupsnase, Stummelschwänzchen, kurze Beinchen, Kindchenschema: Hach, wie niedlich! Oder aus der Sicht der pathologischen Medizin formuliert: Kurzatmigkeit, Verhaltensdefizit, Artrose, Qualzucht. Das absichtliche Deformieren ausgewählter Hunderassen ist ein regelrechter Trend geworden und trotz Zeiten der Aufklärung und des Internets kennen selbst heute noch viele Hundehalter den medizinisches Hintergrund all dessen nicht. Der folgende Beitrag soll aus eben diesem Grund mehr Bewusstsein schaffen, was Qualzuchten überhaupt sind, welche Rassen dies betrifft und vor allem warum und wie dem ungebremsten Kauf von Qualzuchten ein Ende gesetzt werden soll.

Qualzuchten – was ist damit gemeint?

Wenn bei Hunden von Qualzuchten die Rede ist, heizen sich die Gemüter oftmals drastisch auf. Die einen argumentieren vehement im Sinne des Tierschutzes, sind gegen die Profitgier der Züchter und gegen die vermeidbare Gedankenlosigkeit deren Käufer. Die wiederum sehen alles halb so wild, immerhin bemühen sie sich, wie jeder andere Hundebesitzer auch, um das Wohl ihres Lieblings.

Doch beginnt nicht genau diese Verantwortung unseren Haustieren gegenüber schon beim Erwerb? Wie lassen sich Qualzuchten vor dem Kauf eines Hundes eindeutig erkennen, gibt es verschiedene Schweregrade? An diesem Punkt setzt die Sensibilisierung für das Thema bereits an: Wer sich einen Hund anschaffen möchte, sollte zumindest wissen, was eine Qualzucht ist und welche Auswirkungen sie (auf Mensch und Tier) hat.

Definition der Qualzucht

Als quälend wird all das bezeichnet, was ein Lebewesen in seinem natürlichen, artgerechten Verhalten beeinträchtigt, seine Gesundheit gefährdet beziehungsweise diese einschneidend und absichtlich in einen Krankheitszustand verkommend lässt und die Lebensqualität um ein Maß senkt, dass es langfristige wie auch schwere Folgen hat. Weiterhin sind Qualen eigentlich zu vermeiden, sie entstehen nicht zufällig, sondern werden absichtlich, wenigstens aber fahrlässig, herbeigeführt.

Aus diesem Kontext ergibt sich der „Sinn“ hinter Qualzuchten, dass hierbei Hunde wissentlich und in voller Absicht in ihrer Lebensweise, Gesundheit und Lebensqualität beeinträchtigt respektive der Benachteiligung ausgesetzt werden.

Nicht nur Hunde sind Opfer der Qualzucht. Auch Milchkühe mit überdimensionierten Eutern, fettleibige Mastschweine sowie Fische mit veränderten Flossen und ballonförmig aufgeblähten Bäuchen sind keineswegs Launen der Natur – sie alle leiden vielmehr unter den Launen der Menschen.

Wie entstanden Qualzuchten?

Mit dem gezielten Züchten von Hunden als domestiziertes Nutztier für die Jagd, das Hüten von Herden oder Bewachen von Haus und Hof, stand in erster Linie die jeweilige Leistungsfähigkeit der Rasse im Vordergrund. Die Hunde hatten gehörig zu sein, lernfähig und ausdauernd. Die Zuchtziele richteten sich nach den Ansprüchen für die späteren Einsatzbereiche. So entwickelten sich Schlittenhunde, Fährtenhunde und Wasserhunde. Die langjährige Gesundheit der Hunde lag im Interesse aller.

Doch durch die zunehmende Umstrukturierung und Industrialisierung unserer Gesellschaft, verloren die Arbeitsrassen an Bedeutung. Ein neuer, gesellschaftstauglicher Hund musste her. Einer, der entweder erst recht scharf abgerichtet werden kann, für all die Menschen, die etwas zu kompensieren haben. Oder ein Hund, der im kompletten Gegensatz dazu salonfähig ist, sprich weniger Bewegungsdrang hat, auf den Schoß passt oder ins Bett, die Nachbarn entzückt und am besten in der passenden Farbe zur Handtasche erhältlich ist. Oder womöglich auch ein Sporthund, der auf Geschwindigkeit getrimmt wird, Wetteinsätze bringt und nach nur wenigen Jahren Extremsport ausgetauscht wird gegen einen jüngeren, besseren Kandidaten.

Kurzum, Qualzuchten entwickelten sich auf Grund der verstärkten Nachfrage nach artfremden Rassen. Der Mensch entwickelte vorab das seltsame Bedürfnis nach einem Hund, der ihm einen speziellen Status verschaffen solle, der sich für die modernen Gesellschaft eignet.

Arten der Qualzucht

Nun kann eine Qualzucht verschiedene Formen und Schweregrade annehmen. Das reicht von äußerlichen Veränderungen, die als Unwissender gar nicht nach einer Benachteiligung aussehen, bis hin zu dramatischen Krankheitsverläufen, deren dringender Behandlungsbedarf wiederum das Gefühl des Menschen, gebraucht zu werden, befriedigt. An das Thema Qualzucht denken die wenigsten Besitzer.

Nichtsdestotrotz sind betroffene Hunde allgegenwärtig und eigentlich schnell als solche zu erkennen. Ihr Erscheinungsbild ist derart entfremdet, dass es einem typischen Hund nur noch bedingt gleicht. Das mag eine subjektive Wahrnehmung sein, was unsererseits heutzutage noch unter einem “typischen“ Hund versteht. Normal-sein ist schließlich nicht mehr gefragt. Aber die Gesundheit ist es mehr denn je. Und folgende Qualzuchtmethoden sind weder das eine noch das andere:

  • Veränderungen und Deformationen der Skelett- und Schädelstruktur
  • Pigmentstörungen von Haut, Fell und Augen
  • Kupieren diverser Körperteile
  • organische Veränderungen, insbesondere der Atemwege, Herz- und Nierenfunktionen
  • Haustierhaltung von Wildformen der ersten Generationen

Qualzuchten im Detail – wie viel Hund steckt noch in dem Hund?

Beim Stichwort Qualzuchten werden einige Rassen besonders häufig genannt. Mit dabei sind fast immer Mops und Französische Bulldogge. Bei diesen Hunden ist die Qualzucht mehr als deutlich zu erkennen – und ebenso der Gedanke, der dahinter steckt.

Es geht um das gezielte Erschaffen eines Hundes im Kindchenschema. Statistisch gesehen haben die meisten Mops-Halter keine kleinen Kinder im Haushalt, entweder weil diese schon ausgezogen sind, oder aber weil das Paar sich (freiwillig oder nicht) gegen Kinder entschieden hat. Am Ende hält der Hund als Kindersatz her. Er wird entsprechend behandelt und umsorgt, und soll natürlich äußerlich genau so wirken. Aufdrucke auf dem Geschirr wie „Stattkind“ oder „Mamas Liebling“ erwecken dann schon den Eindruck der Blasphemie. Hier wird ein natürlich schönes Wesen regelrecht gequält und – um es einmal salopp zu formulieren – verhunzt, nur damit „Mama“ und „Papa“ ihre Rolle ausfüllen können, während der Hund eine Leere ausfüllen muss, der er gar nicht gerecht werden kann und es auch nicht sollen müsste.

Der Hund darf nicht mehr Hund sein. Um dass zu erreichen, gehen einige Halter so weit, dass sie besagte Qualzuchten im wahrsten Sinne des Wortes in Kauf nehmen.

Physische und Anatomische Deformationen

Um das Kindchenschema zu erreichen, wird gezielt dahingehend gezüchtet. Die Veränderungen, die äußerlich sichtbar sind, basieren unweigerlich auf Deformationen des Skeletts:

  • Anurien: Verkürzungen der Schwanzwirbelsäule entstammen einem genetischen Effekt, der sich somit durch bewusste Auslese weiter vererben lässt. Das Ganze reicht bis hin zum sogenannten Knick- oder Korkenzieherschwanz, auch Stummelschwänzigkeit genannt. Was vielleicht niedlich aussieht, bedeutet für viele Hunde starke Rückenmark-Beeinträchtigungen, Störungen des Bewegungsapparates sowie nicht selten dauerhafte Inkontinenz.
  • Brachycephalie: Die Krankheit wird als Kurzköpfigkeit beziehungsweise auch als Rundköpfigkeit beschrieben. Die Nase wirkt wie platt gedrückt anstelle der typisch langen Hundeschnauze. Der Schädel wird quadratischer, verformt sich und bietet weniger Platz für innere Organe. Die Augen stehen unnatürlich hervor. Züchter wählen bewusst brachycephal erkrankte Hunde aus, fördern dadurch die Häufigkeit der Krankheit und auch ihre Schweregrade. Folgeerkrankungen inklusive.
  • Kurzatmigkeit steht zumeist in direktem Zusammenhang zur Brachycephalie. Die verkürzten Atemwegen von der flachen Nase bis zum Rachen, die verkleinerten Nasennebenhöhlen und nicht zuletzt die kurze Nase selbst, schränken die Atmung erheblich ein. Gestauchte Hautlappen blockieren die Atemwege, lange Gaumensegel den Kehlkopf. Betroffene Hunde schnarchen, röcheln, grunzen, müssen ihre Lefzen weiter hochziehen, um halbwegs Luft zu bekommen – und sehen dabei aus, als würden sie sich auch noch darüber freuen… Doch jede Form der Bewegung kostet Kraft, um ausreichend Luft zu bekommen. Dies reizt die Atemwege und führt zu noch mehr Komplikationen. Der fatale Trugschluss: Mops und Co. bräuchten kaum Auslauf.
  • Untergebiss ist eine weitere Folgeerkrankung der Brachycephalie. Der Unterkiefer steht dabei deutlich über, die Schneidezähne und auch die Reißzähne schließen nicht mehr exakt. Probleme bei der Futteraufnahme, starke Zahnschmerzen und Fehlstellungen sind dann kein Zufall mehr. Ebenso wenig ausgemagerte Hunde, die das Futter verweigern.
  • Riechdefizit: Mit der kurzen Nase und dem fehlgebildeten Kiefer leidet auch der Geruchssinn, der den Hunden aber vorrangig zur artgerechten Kommunikation und nicht minder zu Orientierung dient.
  • Klimaregulierung scheitert: Über Nase, Maul und Haut, beziehungsweise Fell, regulieren Hunde ihre Temperatur. Wer viel hechelt, weil er sonst keine Luft bekommen würde, erkältet sich schneller. Im Gegenzug reicht die innere Oberfläche der Nasenschleimhaut nicht aus, heiße Luft mittels Verdunstungskälte zu mildern. Überhitzung droht.

Neben bereits erwähntem Mops und der Französischer Bulldogge gehören auch Pekinesen, Englische Bulldoggen, Malteser, Boston Terrier, Boxer, Shih-Tzu, Chihuahua, King-Charles-Spaniel, Belgische Zwerggriffons, Yorkshire-Terrier, Zwergpinscher und weitere Hunderassen in die Kategorie „Brachycephalie-Zuchten“.

Professor Oechtering von der Klinik für Kleintiere an der Universität Leipzig (Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen) veröffentlichte 2013 für die Tierärztekammer Berlin unter anderem folgende Umfrage-Ergebnisse, ermittelt aus den Angaben zahlreicher Besitzer von Hunden mit extremer Brachyzephalie:

  • 56 Prozent der befragten Hundebesitzer geben an, dass ihr Tier Atemprobleme beim Schlafen hat
  • 24 Prozent der Tiere versuchen im Sitzen zu schlafen, da sie im Liegen keine Luft bekommen
  • 11 Prozent haben Erstickungsanfälle im Schlaf
  • 77 Prozent haben Probleme beim Fressen
  • 46 Prozent erbrechen oder regurgitieren mehr als einmal am Tag
  • 36 Prozent der Tiere sind schon einmal aufgrund von Atemnot umgefallen, über die Hälfte von ihnen hat dabei das Bewusstsein verloren.

Damit ist dem Kindchenschema aber noch nicht genüge getan. Parallel zum Schädel werden zusätzlich nicht selten die Läufe extrem kurzgehalten. Das Ganze mutet einer Kleinwüchsigkeit an und lässt sich tatsächlich auch aus dieser Krankheit ableiten. Und züchten.

  • Chondrodysplasie: Hierbei handelt es sich um den besagten Zwergwuchs. Die Knochenbildung wird auf Grund einer hormonellen Fehlsteuerung frühzeitig gestört. Es kommt zum Stillstand des Knochenwachstums in den Beinen, während Pfoten und Rumpf weiter wachsen. Die Folgen sind nicht nur Kurzbeinigkeit, sondern vor allem Bandscheibenvorfälle, Artrose, Lähmungen, Fehlstellungen, extreme Schmerzen, Komplikationen bei der Verdauung und zugleich die bereits umschriebenen Begleiterscheinungen einer häufig parallel auftretenden Brachycephalie.

Ein bekannter Vertreter dieser Qualzucht ist der Basset. Aber auch Scottish Terrier, Sealyham Terrier, Dackel, Welsh Corgis und mehr leiden vermehrt unter Zwergwuchs und den Folgen.

Nicht direkt im Zusammenhang zu Brachycephalie und Chondrodysplasie, aber auch nicht völlig unabhängig davon, treten Hüftdysplasien auf, bekannt unter dem Kürzel HD. Auch hier handelt es sich um eine erblich bedingte Krankheit, die mit einer Deformation einhergeht. Im Speziellen sind die Hüftgelenke betroffen, genauer gesagt die Oberschenkelknochen, die nicht passgenau in die Beckenpfanne greifen. Junge Hunde neigen zum Taumeln beziehungsweise Tänzeln, bei adulten Hunden manifestiert sich Artrose bis hin zur Lähmung. Wieder leider die Tiere starke Schmerzen, werden deutlich beeinträchtigt und sind nicht heilbar. Im besten Fall behandelbar. Der Grund für eine derartige Qualzucht lässt sich zum Beispiel in der Schäferhundzucht finden, wo explizit auf eine niedrig gestellte Hinterhand geachtet wird. Sieht halt sportlicher aus.

Fell und Farbe der Saison

Ein weiterer, zunächst ungefährlich erscheinender Trend ist das Blue-Dog-Syndrom. Blaugraue Fellfarben sind offensichtlich der letzte Schrei. Höchstwahrscheinlich würden aber auch am liebsten die betroffenen Hunde laut aufschreien. Denn diese Pigmentstörung entwickelt häufig Hautentzündungen sowie partiellen Haarausfall. Der Dobermann ist als Rasse besonders betroffen, dicht gefolgt von Doggen, Greyhounds, Irish Setter, Pudel, Dackel und Yorkshire Terrier. Im schlimmsten Fall werden durch den gezüchteten Pigmentmangel innere Organe, Lymphsysteme, insbesondere die Nebennieren angegriffen.

Aber auch die komplette Haarlosigkeit in Form von Nackthunderassen ist eine Qualzucht. Der Chinesische Nackthund sowie der Mexikanische Nackthund leiden neben den definitiv nicht artgerechten Fellkleid unter Gebissanomalien, Immundefizienz, klimatischen Adaptionsstörungen und mehr. Dafür werden sie gerne als “hässlichster Hund der Welt“ “ausgezeichnet“. Während Herrchen oder Frauen triumphieren, leidet ihr Vierbeiner.

Weniger qualvoll, aber dennoch erwähnenswert sind skurrile Fellzuchten, mit Allergiker-freundlichem Haarwuchs, Angora-Fell und übertriebenem Zottelhaar. Wenn die Tiere sich nicht mehr selbst pflegen können, sondern zwangsläufig auf die Unterstützung des Menschen angewiesen sind, um sich nicht im eigenen Fell zu verlieren, ist das ebenfalls nicht artgerecht.

Kupieren als Scharfmacher

Zum Thema Qualzucht gehören außerdem nachträgliche Eingriffe, die den Tieren schaden und das im Sinne eines guten Verkaufspreises. Das Kupieren der Ohren und der Rute war lange Bestandteil von Rassehunden wie Dobermann und Rottweiler. Das Ziel bestand darin, den Hund schärfer aussehen zu lassen, besser gesagt gefährlicher. Die daraufhin spitz aufgestellten Ohren wirkten besonders wachsam. Die abgekappte Rute bot keine Angriffsfläche mehr und wedelt auch nie wieder freudig umher.

Der zurecht gestutzte Hund gilt als sportliches Erscheinungsbild, dem Unbefugte lieber nicht zu nahe kommen sollten. Dabei ist der Dobermann mit seinen natürlichen Schlappohren ein durchaus anhänglicher Familienhund, ebenso der freudig mit dem Schwanz wedelnde Rottweiler.

Seit den 90er Jahren ist das Kupieren bei Hunden in Deutschland verboten. Jedoch erst 2015 erfolgte die Umsetzung in Bezug auf die internationalen Rassestandards durch die FCI (Fédération Cynologique Internationale; internationaler Dachverband für Kynologie). Einige europäische Länder erließen parallel Einfuhr- und Halteverbote für kupierte Hunden, um die Qualzuchten und das Tierleid endlich zu stoppen. Denn in der Regel erfolgte das Kupieren ohne Betäubung am Welpen im zarten Alter von 1 bis 3 Tagen, in Ausnahmen unter Vollnarkose, die allerdings auch nicht völlig risikofrei ist, oder durch Abbinden und damit Unterbrechen der Blutzirkulation bis der abgestorbene Teil der Rute abfällt.

Dass der Hund seine Ohren und Rute zur Kommunikation mit Artgenossen und Menschen benötigt, wurde und wird noch viel zu oft außer Acht gelassen.

Verhaltensquälerei von Wildformen

Ein oft noch unbekannter Teil der Qualzucht ist das Halten von Wildformen in Gefangenschaft oder gar in urbaner Umgebung. Gemeint sind in erster Linie sogenannte Hybride beziehungsweise Wolfhunde. Nicht zu verwechseln mit dem Wolfshund – das kleine s macht den Unterschied. Denn während zum Beispiel der Irische Wolfshund in langer Tradition als Jagdhund und Begleithund gezüchtet wurde, finden es einige Hundehalter unbedingt wichtig, sich einen möglichst nach Wolf aussehenden Hund zu halten. Am liebsten einen, der auch noch direkt vom Wolf abstammt.

Solche Zuchtprogramme treffen zurecht auf starke Kritik. Zur Zeit werden Züchtungen aus gerade Mal der 3. bis 5. Generation gehandelt. Alles andere würde schon wieder zu sehr nach Hund aussehen. Tatsächlich ist das Einkreuzen von Wölfen strikt verboten. Der Grund dafür liegt in den verhaltenstypischen Differenzen beider Spezies.

Hybride bringen einerseits die Unerschrockenheit gegenüber Menschen mit, andererseits den Instinkt zum Töten und Angreifen, und sei es als Abwehrreaktion. Führigkeit und Gehorsam sind äußerst labil bis gar nicht ausgeprägt. Die Tiere leiden zudem extrem unter der Gefangenschaft, da sie sich kaum an den Menschen binden, sondern Artgenossen bräuchten.

Dennoch erkennt die FCI den Saarlooswolfhund und den Tschecheslowakischen Wolfhund an: Auf Grund starker Nachfrage und Befürwortung durch die Züchter. Wer sich an den FCI-Standards orientieren will, sollte nie vergessen, dass es sich dabei um einen Zuchtverband handelt – agierend im Sinne des Profits für Züchter.

Bei wem liegt die Verantwortung für Qualzuchten?

Selbstverständlich müssen Hundezüchter wirtschaftlich denken. Wenn sie weiterhin ertragreich züchten wollen, gehört das Angebot an die Nachfrage angepasst. Modetrends, so schnelllebig sei auch sein mögen, werden entsprechend bedient. Man denke nur an den rasanten Anstieg von Dalmatiner-Zuchten, die der Film 101 Dalmatiner hervor rief. Oder wenn sich Paris Hilton mal wieder samt Chihuahua in der Handtasche der Klatschpresse präsentiert.

Dennoch obliegt ein Teil der Verantwortung definitiv den Züchtern. Nicht zuletzt weil ihnen das Wohl ihrer Tiere wichtig sein sollte, sowohl aus wirtschaftlicher als auch im besten Fall zusätzlich ideeller Sicht. Die Gesundheit der Rasse, ihr Fortbestand sowie die Robustheit der Blutlinien kann gar nicht genug im Vordergrund stehen.

Die eigentliche Entscheidung trifft aber stets der Käufer und künftige Hundehalter. Wer sich einen Mops kauft, weil dieser so drollig schaut, finanziert die Qualzucht. Wer kleinwüchsige Bassets erwirbt, ebenso. Das gilt auch für alle anderen, vom im Ausland kupierten Dobermann bis hin zum brachycephalen Zwergpinscher.

Tierschutzverbände und Staat können zwar regulierend eingreifen, etwa durch Ausstellungsverbote, Halteverbote, erhöhte Steuersätze für Listenhunde und Ähnliches, aber die Reaktionen auf Qualzuchten erfolgt viel zu spät und in viel zu geringem Umfang. Solange der Hund vor dem Gesetz nur eine “Sache“ ist und für so manche Halter nur ein Spielzeug oder gar ein Kindersatz, so lange wird den Tieren nicht die Empathie entgegen gebracht, die ihnen der Mensch nach derartigen Zuchtverläufen eigentlich schuldet.

Mein Hund ist eine Qualzucht? Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Nun werden sich sicherlich viele Hundebesitzer fragen: „Handelt es sich beim Thema Qualzucht um übertriebene Kritik oder den tatsächlich letzten Hilfeschrei der Hunde?

Wer sich die betroffenen Hunde einmal näher ansieht, solle bei der Gelegenheit an Frankenstein Monster denken. Ein Wesen, erschaffen nach den Maßstäben skurriler Vorstellungen, nur damit der Mensch nicht allein sein muss, seine Leere füllen kann oder gar einen Status erfüllen.

So mancher Tierarzt wird in die Verlegenheit kommen, Hunde zu behandeln, deren Leid erst von Züchtern herbeigeführt wurde. Ihnen bleibt nichts weiter, als Schadensbegrenzung zu betreiben. Dank moderner Chirurgie können die Atemwege etwas geweitet, Organe stabilisiert und gelähmte Läufe amputiert werden. Aber dies ist keine Lösung des eigentlichen Problems.

Spätestens wenn der Hundehalter saftige Tierarztrechnungen ausgestellt bekommt für notwendige Eingriffe, die aus einer Qualzucht resultieren, bekommt er auch den Ansatz einer Strafe. Wirklich spürbar ist diese aber erst für den echten Tierliebhaber, der seinen Liebling fortan leiden sehen muss. Wie dieser nach nur wenigen Minuten Spazierengehen nach Luft ringt oder vor Schmerzen in der Wirbelsäule, Hüfte und Beinen kaum mehr gerade laufen kann.

Hier muss einfach rechtzeitig und wesentlich mehr aufgeklärt und nachgefragt werden. Durch ein Umdenken der Käufer und konstruktive Kritik lassen sich Qualzuchten vermeiden, damit auch das Leiden vieler Tiere. Denn nur weil bestimmte Rassen zum Kauf angeboten werden, nimmt dies nicht den Käufer aus der Pflicht, seine Entscheidung zu überdenken und sich bewusst zu machen, welche Folge sie haben wird. Und zwar für alle Hunde.


SHARES
205
LIKES
205
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #